Diagnose Hodenkrebs

Wie der Hodenkrebs / Hodenkarzinom bei mir festgestellt wurde

Leider habe ich bis zuletzt keine Schmerzen in meinem Hoden gespürt. Dann wäre die Diagnose sicher schon viel eher gekommen. Die Schmerzen die ich dann im Verlauf bekam, waren letztlich schon das Ergebnis der Streuung.

Meine Odyssee beginnt

Es begann mit starken Rückenschmerzen die teilweise in den Bauchraum ausstrahlten, weshalb ich Anfang September 1999 zu meinem Hausarzt ging. Dieser schrieb mich erst einmal krank. Als es nicht besser wurde überwies er mich zum Röntgen (Torax und Unterbauch), Ultraschall (Unterbauch) und zur Darmspiegelung. Alle Befunde waren normal.

Mein erster Krankenhausaufenthalt

Ende September wurden meine Beschwerden so stark, dass ich mich ins Krankenhaus einweisen ließ. Dort wurde ich mit Schmerzmittel behandelt. Ich bekam wieder eine Ultraschalluntersuchung und es wurde eine Magenspiegelung durchgeführt. Der einzige Hinweis, der auf meine Beschwerden hindeutete war eine "... Steinverdächtige Struktur in der rechten Niere ...".
Ich wurde entlassen mit der Empfehlung "... zur Mitbehandlung durch einen Facharzt für Urologie ...".

Was sagt der Urologe zu meinen Schmerzen?

Am 30. September 1999 stellte ich mich also beim Urologen vor. Er machte eine Ultraschalluntersuchung meiner Nieren und röntge sie mit Kontrastmittel.
In seinen Behandlungsunterlagen fasste er seine Erkenntnisse zusammen: "... Klinisch O.B.; eher Wirbelsäule/Ileosakralgelenke ..." und empfahl orthopädische Behandlung. Meiner Hausärztin teilte er mit "... Der beschriebene Kelchstein erklärt die Beschwerden nicht ...".

CT-, MRT-, Blutuntersuchungen - Was hatten wir noch nicht?

Mein Hausarzt veranlasste eine Computertomografie der BWS und LWS (Brunst und- Lendenwirbelsäule). Den Termin hatte ich am 5. Oktober 1999.
Im Befundbericht der Untersuchung steht unter anderen folgendes."... Die übrigen Strukturen, die noch mit einsehbar waren, zeigen keinen abnormen Befund, speziell die Verläufe von Cava und Aorta. Auch die paraaortale Region ergibt keine Lymphome. ... Th10 - 11: Verdacht auf eine zarte Verwölbung des Bandscheibengewebes links ... Th12 - L1: evtl. dezente Protrusion rechtsbetont ...".
Mit anderen Worten - alles in Ordnung.

Nun wurde mein Blut auf Borrelien und Chlamydien untersucht. Ohne Befund.

Am 3. November 1999 hatte ich einen Termin zu einem MRT (Magnetresonanztomographie). "... Kein Nachweis eines Bandscheibenprolabs im dargestellten Untersuchungsabschnitt von BWK 10/11 - L5/S1. Ganz geringe, median betonte Bandscheibenprotrusion in der Etage L5/S1. ...". Hierbei war auch wieder alles in Ordnung.

Bin ich jetzt verrückt oder bilde ich mir alles nur ein?

Mein Hausarzt überwies mich jetzt zum Facharzt für Neurologie und Psychiatrie. Bei ihm war ich vom 6. Oktober bis 22. Dezember 1999 in Behandlung.
Er berichtete am 22. Dezember 1999 folgendes. "... Appetitlosigkeit, 2kg Gewichtsabnahme, Schlaflosigkeit und zeitweise unerträgliche Schmerzen im Bauchraum. Der Tastbefund des Bauches ergab einen großen Tumor im Ober- und Mittelbauch sowie eine um 5 Querfinger verbreiterte Leber. ...".

Endlich eine Diagnose!

Daraufhin bekam ich am 27.Dezember 1999 einen CT Termin. Hier ein Auszug aus dem Befund: "... Fassbare Hepatomegalie mit multiplen Herdbildungen die dingend filiaeverdächtig erscheinen. Verteilung dieser Herde im re. und li. Leberlappen, die Größen betragen bis zu 10cm! ... Abgrenzung extremer Lymphompakete im paraaortalen Verlauf, beginnend in Höhe des Abganges der A. mesenterica superior, nach kaudal bis iliacal intern und extern, fast bis zum inguinalen Bereich reichend! Hier annehmbare Lymphknotenmetastasen, DD:Lymphome im Sinne einer primären Systemerkrankung! Teilweise Verflüssigungen in diesen Lyphompaketen! Kompression der Aorta durch massive Gebilde, massivste Kompression der Cava. Diese ist zeitweise nicht mehr differenzierbar! ... Dringendst anzunehmende Raumforderung der linken Hodens mit inhomogener Läsion im Inneren (zystisch). Anreichernder Randsaum! ...".
CT der unteren Lungenanteile: "... Eindeutige multiple Lungenrundherde mit einem Durchmesser von bis zu 2,8cm im li. Unterlappen ...". Danach Röntgen Torax: "... Auch hier Nachweis von multiplen Lungenrundherden, verteilt diffus in bd. Lungen! ...".

Ich bekam an diesem Tag noch einen kurzfristigen Termin bei einem Facharzt für Innere Medizin mit Spezialisierung Hämatologie. "... Deutlich reduzierter AZ mit blasser Haut und Gynäkomastie re. (Vergrößerung der männlichen Brustdrüse) Die Bauchdecken waren straff, die Leber derb zu tasten. Im Bereich des re. Hodens war eine derbe tumorverdächtige Resistenz tastbar ...".
Der Arzt veranlasste die sofortige stationäre Aufnahme ins Krankenhaus.

Aufnahmeuntersuchung Krankenhaus

Am 28. Dezember 1999 kam ich ins Krankenhaus.

"... klagte der Patient über Schmerzen im Bereich der LWS sowie bei tiefer Inspiration (Einatmung) , Gewichtsverlust 10kg in einem Monat, Appetit- und Schlaflosigkeit, innere Unruhe, vermehrter Stuhldrang, intermittierendes (regelmäßig wiederkehrendes) Erbrechen. Klinisch zeigte sich ein reduzierter Allgemein- und Kräftezustand mit Kachexie und Hautblässe. Neben einer rechtsseitigen Gynäkomastie war am rechten Supraclaviculargelenk ein derbes Lymphknotenpaket zu tasten. Die Leber war 3cm unter dem rechten Rippenbogen als derbe Resistenz tastbar sowie beide Nierenlager klopfschmerzhaft. Am rechten Hoden fand sich ein derber, höckeriger Tumor von ca. 2cm Durchmesser. Behandelt worden war der Versicherte bis dahin mit Tramal 100 1-0-2 sowie mit Psychopharmaka gegen das depressive Syndrom. ..."